Random House/Christina Körte
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Autor Portfolio - Jens LubbadehDer JournalistIm neuen Bücherbaum-Format „Autor-Portfolio“ behandle ich einen bestimmten Autor im Detail und schreibe über seine aktuellen Werke. Bei Jens Lubbadeh wäre das der im Leseblog befindliche Zukunftsroman Unsterblich. Außerdem gibt es ein exklusives Interview mit ihm zu lesen.
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Der deutsche Autor Jens Lubbadeh interessierte sich schon immer für die Wissenschaft. Während seiner Diplomarbeit führte er immer wieder Experimente an Fliegengehirnen durch und stöberte in vielen Büchern zum Thema. Er erkannte damals, dass er lieber über Wissenschaft schrieb als sie selbst zu machen und wechselte in den Journalismus. Er war Redakteur bei stern.de, Spiegel Online, Greenpeace Magazin und Technology Review. Mittlerweile arbeitet er als freier Journalist für diverse Medien und schreibt über Wissenschaft, Medizin und Technik. Aktuelle Artikel finden sich in den Zeitschriften „Die Zeit“ und „Terra Mater“. In seinen letzten Texten schrieb er über das Thema, um das es auch in seinem Roman geht: um Unsterblichkeit und ewiges Leben. Allerdings nicht von religiöser Seite aus gesehen, sondern von wissenschaftlicher.
Mit Unsterblichkeit befasst sich auch sein Debütroman mit dem passenden Titel Unsterblich. Darin geht es um eine Firma, genannt „Immortal“, die das ewige Leben möglich macht, indem sie virtuelle Kopien von Verstorbenen erzeugt. Durch Hirn-Implantate können lebende Menschen diese virtuellen Klone sehen und mit ihnen sprechen und zusammenleben. Auf diese Weise werden auch berühmte Stars „wiederbelebt“ und man kann sich zum Beispiel Michael Jacksons aktuelle Songs im Radio anhören oder Marlene Dietrich in neuen Filmen zu sehen bekommen. Letztere geht dann plötzlich verschwunden, was überall für Aufsehen sorgt. Sind die virtuellen Kopien sicher? Inwiefern wird man durch diese Implantate kontrolliert? Mit diesem sehr spannenden Thema befasst sich der Roman Unsterblich, welchen ich momentan im Leseblog ausführlichst behandle. Im ersten Eintrag dazu kläre ich übrigens auch die Frage „Was ist Virtual Reality?“. |
Kommen wir nun aber zum Interview, in dem Jens Lubbadeh Fragen zum Buchthema „Virtual Reality“ beantwortet, er verrät aber auch was er persönlich gerne liest und gibt uns einen kleinen Einblick in seine Zukunft.
Wie kamen Sie zu dem Thema „Virtual Reality“ und auf die Idee mit „Unsterblich“ ein Buch darüber zu schreiben?
Ich habe für das Magazin „Technology Review“, wo ich einige Zeit als Redakteur tätig war, 2014 eine große Geschichte über Virtual Reality gemacht. Die Oculus Rift hat dieses Thema, das in den 90ern einen ersten Hype erlebte und dann völlig tot war, ja wiederbelebt. |
Was denken Sie persönlich über „Virtual Reality“? Wird es in naher Zukunft einen großen Einfluss auf uns haben?
Ja, wird es. Mark Zuckerberg hat Oculus gekauft und sieht in VR die nächste große Plattform. Ich glaube, wir könnten bald ein VR-Facebook erleben, Hollywood will VR-Filme machen, Architekten, Reiseveranstalter, Ärzte arbeiten damit. Ich glaube aber, dass Augmented Reality noch größer und wichtiger werden wird als VR. Ganz einfach, weil VR einen aus der Realität ausschließt. Augmented Reality verbindet beides. |
Gab es beim Schreiben ihres ersten Romans „Unsterblich“ spezielle Herausforderungen? Ich nehme an, es ist schon ein deutlicher Unterschied zu einem Artikel für eine Zeitschrift?
Ich habe von der journalistischen Recherche zu den Möglichkeiten von Virtual und Augmented Reality und Big Data profitiert. Und natürlich habe ich mittlerweile jahrelange Erfahrung mit Texten und eine Professionalität im Umgang mit Sprache entwickelt. Aber das journalistische Arbeiten läuft anders ab als das fiktionale Schreiben: Man recherchiert, spricht mit Fachleuten, hat seine Fakten, auf denen man dann den Text aufbaut. Beim fiktionalen Schreiben stehen Charaktere, die Welt und die Geschichte im Vordergrund, nicht die Information. Man muss sich alles ausdenken, sehr viele Entscheidungen treffen, und dauernd das immer komplizierter werdende Gefüge aus Figuren und Plot beachten. Das erfordert viel mehr Konzentration und Zeit - und übrigens auch Mut - als ich das vom journalistischen Arbeiten her kannte. Ich dachte ja anfangs, ich könnte mein journalistisches Schreibtempo eins zu eins aufs fiktionale Schreiben übertragen, wurde aber schnell eines Besseren belehrt. Umgekehrt hat meine journalistische Arbeit vom fiktionalen Schreiben profitiert. Nicht, weil ich mir jetzt meine Artikel ausdenke. Sondern weil ich ein besseres Gespür für Geschichten, Spannung und Dramaturgie des Textes habe und mehr Mut zu meiner eigenen Erzählerstimme habe. Storytelling ist ja momentan im Journalismus auch sehr angestrebt. |
Sie schreiben schon länger für diverse (Online-) Zeitschriften und arbeiten momentan als freier Autor. Haben Sie irgendeinen Artikel, auf den Sie besonders stolz sind, an den Sie sich immer erinnern werden? Mehrere. Ich habe 2013 einen Artikel über Crowdfunding gemacht für den ich mit einem wichtigen Journalistenpreis ausgezeichnet wurde, worauf ich natürlich stolz bin. (http://www.heise.de/tr/artikel/Die-Masse-macht-s-1824323.html) Und kürzlich habe ich in der „Zeit“ über das Thema meines Romans einen journalistischen Artikel gemacht. Die Realität hat die Science-Fiction nämlich schon eingeholt, Forscher arbeiten bereits daran uns unsterblich zu machen, indem sie uns nach unserem Tod mittels Algorithmen und Künstlicher Intelligenz aus unseren ganzen Online-Daten rekonstruieren. |
Was macht für Sie ein gutes Buch aus? Haben Sie vielleicht auch ein Lieblingsbuch?
Ein gutes Buch sollte den Leser intellektuell und emotional berühren. Als Kind war mein Lieblingsbuch „Die Brüder Löwenherz“ von Astrid Lindgren. Jetzt kann ich kein einzelnes mehr nennen – ich habe viele Bücher, die mir sehr viel bedeuten. |
Was macht für Sie einen guten Autor aus? Haben Sie vielleicht einen Lieblingsautor?
Er sollte seine Leser nicht langweilen und sie beim Schreiben im Blick behalten. Man merkt schnell, wenn ein Autor nur für sich (oder für seine Kollegen) schreibt. Ich kann keinen einzelnen Autoren rauspicken, einige, die ich sehr mag sind Stephen King, Paul Auster, John Irving, Khaled Hosseini, T.C. Boyle, William Gibson. |
Wir werden also in Zukunft wieder mal ein Buch von Jens Lubbadeh zu lesen bekommen. Mit welchem Thema sich dieses befasst bleibt zwar offen, es dürfte sich aber auch noch in der Anfangsphase befinden, da Unsterblich ja erst vor kurzem erschienen ist. Ich hoffe euch hat dieses erste „Autor-Portfolio“ gefallen. Es würde mich freuen, wenn ihr euer Feedback dazu noch in die Kommentare schreiben könntet, damit ich dieses Format in Zukunft weiter verbessern kann.
Quellen: Fakten von der offiziellen Autorenwebsite Die Bilder wurden mir vom Autor/Verlag zur Verfügung gestellt. Das Interview wurde am 29. Juli 2016 durchgeführt.