Buchempfehlung - Der Traum von OlympiaSchockierende RealitätDer Traum von Olympia behandelt ein sehr wichtiges Thema: Die aktuelle Flüchtlingssituation. Das Buch arbeitet diese Thematik auf eine besondere Art und Weise auf: Als Graphic Novel mit einer schockierenden Geschichte, die jeden anspricht.
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Der Autor: Reinhard Kleist ist ein deutscher Graphic Novel- und Comic-Zeichner. Er verfasste schon Comicbiographien über Johnny Cash (2006, Carlsen Verlag) und Elvis Presley (2007, Ehapa). Für Der Boxer wurde er 2013 mit dem Jugendliteraturpreis in der Kategorie "Sachbuch" ausgezeichnet. Für Der Traum von Olympia gab es 2016 den "Gustav-Heinemann Friedensliteraturpreis für Jugendliche" zu feiern.
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Der erste Eindruck trügt
Was denken Sie, wenn sie den Titel Der Traum von Olympia und das dazugehörige Cover das erste Mal sehen? 9 von 10 würden vermutlich „An ein Buch mit einem Sportthema“ antworten. Genau das ist es aber nicht. Ich finde es sehr schade, dass man sich hier für so eine unklare Marketing-Strategie entschieden hat, zumal es gerade zur aktuellen Zeit wichtig wäre, Leute über das wirkliche Thema zu informieren. Es geht nämlich um den Flüchtlingsstrom, der noch immer im Gange ist und mit dessen Konsequenzen wir in Zukunft leben werden müssen. Es geht um die Geschichte von Samia, einer somalischen Läuferin, deren großer Traum es ist, an den olympischen Spielen in London teilzunehmen. Außerdem will sie mit dem Preisgeld ihrer Familie die Möglichkeit geben, nach Europa zu reisen. Denn in ihrem Heimatland Somalia ist es nicht sicher. Anhänger der islamistischen Bewegung Al-Shabaab bewegen sich durch die Straßen und machen das Leben der Menschen dort schwer. Wer sich nicht an die Regeln hält, hat schlechte Überlebenschancen. Um überhaupt an den Olympischen Spielen teilnehmen zu können, muss Samia aber erst einmal selbst nach Europa. So sammelt sie das nötige Geld von Verwandten und plant, damit ein Boot übers Mittelmeer zu finanzieren. So erlebt der Leser die Reise eines Flüchtlings, inklusive allen schmutzigen Details. Und diese haben es in sich. So nett und unscheinbar die Geschichte wirken mag, stellenweise kommt es zu Situationen, die einen einfach nur schockieren und mit Unverständnis zurücklassen. Gerade diese Unscheinbarkeit macht Der Traum von Olympia zu einem so guten Buch. Man erwartet die überschlagenden Ereignisse meist nicht und sieht der Wahrheit dennoch ins Auge: Diese beschriebenen Geschehnisse ereignen sich in Wirklichkeit, Tag für Tag. Sie sind keine Fiktion, kein Ergebnis der Fantasy des Autors. Tatsächlich basiert auch die Geschichte von Samia auf wahren Hintergründen. Die Läuferin gab es wirklich und ihre Reise nach Europa fand auch wirklich statt. |
Buchbeschreibung zu Der Traum von Olympia
Die richtigen Wagnisse
Neben diesem Aspekt, gibt es noch eine Besonderheit am Buch. Das vom Carlsen-Verlag herausgegebene, 145 Seiten lange Werk erschien 2015 als Graphic Novel. Wer den Begriff nicht kennt: Am leichtesten lässt er sich mit „Comic“ erklären. Es gibt zwar Unterschiede, in beiden werden aber Geschichten anhand von Bildern und Sprechblasen bzw. kurzen Zwischentexten erzählt. Die einzelnen Seiten werden in sogenannte „Panels“ eingeteilt. Ein Panel besteht dabei meist aus einem Bild, ob mit oder ohne Text ist dem Autor überlassen. Dabei bleibt viel Kreativität für die Anordnung und Einteilung der Panels übrig, was oft eine große Rolle spielt.
Den feinen Unterschied zwischen Comic und Graphic Novel möchte ich jetzt für die Besserwisser unter Ihnen auch noch erklären: Während ein Comic meist als Heftformat erscheint und einen kleineren Umfang besitzt, werden Graphic Novels grundsätzlich in Buchformat veröffentlicht und habe eine höhere Seitenanzahl. Das erlaubt auch die Behandlung von weitaus komplexeren Themen, die mehr Platz einnehmen. Beide Literaturtypen überschneiden sich aber öfter mal und zielen auf spezielle Zielgruppen ab.
Während Comics früher oft als „Bilderbücher für Kinder“ abgehandelt wurden, haben sie in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt und sind mittlerweile schon zum festen Teil der modernen Literatur geworden. Das beweist auch die Behandlung von komplizierteren und auch „erwachseneren“ Themen. Außerdem wurden in den letzten Jahren auch vermehrt Graphic Novels von Verlagen veröffentlicht, die vorher mit dem Literaturtyp noch gar nichts am Hut hatten.
So finde ich dieses Wagnis, so eine Geschichte wie Der Traum von Olympia als Graphic Novel zu veröffentlichen, großartig. Es öffnen sich viele Möglichkeiten, die sonst nicht umsetzbar gewesen wären. Mit den Zeichnungen lassen sich die Emotionen der Charaktere wunderbar aus der Situation herauslesen. Die düstere Atmosphäre wird gut rübergebracht und alles lässt sich perfekt auf die Realität ummünzen. Lediglich die Qualität mancher Zeichnungen schwankt meiner Meinung ein bisschen. Einige Panels wirken sehr detailverliebt, andere jedoch wieder detailarm.
Einen weiteren kleinen Kritikpunkt muss nicht noch erwähnen: Mit der Balance der Geschichte bin ich nicht vollends zufrieden. Im letzten Drittel wird das Tempo nämlich spürbar erhöht, wodurch einige Details in den Hintergrund rücken. Diese haben mich in den ersten zwei Dritteln der Geschichte beeindruckt und gegen Ende habe ich sie schlichtweg ein wenig vermisst. Hier hätten dem Buch so circa 5 Seiten Einschub noch gutgetan.
Neben diesem Aspekt, gibt es noch eine Besonderheit am Buch. Das vom Carlsen-Verlag herausgegebene, 145 Seiten lange Werk erschien 2015 als Graphic Novel. Wer den Begriff nicht kennt: Am leichtesten lässt er sich mit „Comic“ erklären. Es gibt zwar Unterschiede, in beiden werden aber Geschichten anhand von Bildern und Sprechblasen bzw. kurzen Zwischentexten erzählt. Die einzelnen Seiten werden in sogenannte „Panels“ eingeteilt. Ein Panel besteht dabei meist aus einem Bild, ob mit oder ohne Text ist dem Autor überlassen. Dabei bleibt viel Kreativität für die Anordnung und Einteilung der Panels übrig, was oft eine große Rolle spielt.
Den feinen Unterschied zwischen Comic und Graphic Novel möchte ich jetzt für die Besserwisser unter Ihnen auch noch erklären: Während ein Comic meist als Heftformat erscheint und einen kleineren Umfang besitzt, werden Graphic Novels grundsätzlich in Buchformat veröffentlicht und habe eine höhere Seitenanzahl. Das erlaubt auch die Behandlung von weitaus komplexeren Themen, die mehr Platz einnehmen. Beide Literaturtypen überschneiden sich aber öfter mal und zielen auf spezielle Zielgruppen ab.
Während Comics früher oft als „Bilderbücher für Kinder“ abgehandelt wurden, haben sie in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt und sind mittlerweile schon zum festen Teil der modernen Literatur geworden. Das beweist auch die Behandlung von komplizierteren und auch „erwachseneren“ Themen. Außerdem wurden in den letzten Jahren auch vermehrt Graphic Novels von Verlagen veröffentlicht, die vorher mit dem Literaturtyp noch gar nichts am Hut hatten.
So finde ich dieses Wagnis, so eine Geschichte wie Der Traum von Olympia als Graphic Novel zu veröffentlichen, großartig. Es öffnen sich viele Möglichkeiten, die sonst nicht umsetzbar gewesen wären. Mit den Zeichnungen lassen sich die Emotionen der Charaktere wunderbar aus der Situation herauslesen. Die düstere Atmosphäre wird gut rübergebracht und alles lässt sich perfekt auf die Realität ummünzen. Lediglich die Qualität mancher Zeichnungen schwankt meiner Meinung ein bisschen. Einige Panels wirken sehr detailverliebt, andere jedoch wieder detailarm.
Einen weiteren kleinen Kritikpunkt muss nicht noch erwähnen: Mit der Balance der Geschichte bin ich nicht vollends zufrieden. Im letzten Drittel wird das Tempo nämlich spürbar erhöht, wodurch einige Details in den Hintergrund rücken. Diese haben mich in den ersten zwei Dritteln der Geschichte beeindruckt und gegen Ende habe ich sie schlichtweg ein wenig vermisst. Hier hätten dem Buch so circa 5 Seiten Einschub noch gutgetan.
Fazit:
Schlussendlich muss man aber sagen: Reinhard Kleist hat mit Der Traum von Olympia ein wichtiges Werk geschaffen, dass uns alle ansprechen und auch berühren sollte. Es ist sehr schwierig so ein aktuelles Thema, wie die Flüchtlingssituation, in eine Geschichte zu packen. Der Autor hat das aber mit Bravour gelöst und außerdem auch noch die Möglichkeiten einer Graphic Novel wunderbar ausgenützt. Er geht mit der nötigen Ernsthaftigkeit an das Thema heran und erzählt eine wahre Geschichte nach und erweitert sie mit schockierenden und leider ebenfalls wahrheitsgetreuen Situationen. So bleiben einem manche Momente einfach im Kopf und bringen einen auch noch zum Nachdenken. So bietet Der Traum von Olympia mit wenig Umfang sehr viel. Es gibt einfach sehr viele Dinge im Buch, die einen selbst sehr persönlich ansprechen oder berühren. Das ist auch der Grund, warum ich diese Graphic Novel einfach jedem ans Herz lege. Jeder kann sich in irgendeiner Weise damit identifizieren und jeder ist von der aktuellen Situation auch irgendwie betroffen. |