"Die 5. Welle" - Filmreif (Rezension)
Autor: Rick Yancey
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Wer den Artikel Die 5. Welle-Verfilmung gelesen hat, der weiß, dass das Buch nächstes Jahr in die Kinos kommen wird. Beim Lesen habe ich schon bemerkt, dass es perfekt für ein Drehbuch wäre, scheinbar richtig erkannt. Vor allem der spezielle Stil von Rick Yancey hat mich beeindruckt. Genaueres über den Stil könnt ihr in meiner Buch-Analyse: Die 5. Welle – Was macht das Buch so spannend? lesen. Aber jetzt komme ich zur Rezension:
Hoch bewertet und selten zu sehen Als das Buch 2013 erschien, wurde es gleich einmal von mehreren Websites und Magazinen zum „Buch des Jahres“ gekürt. Entertainment Weekly schreibt „Das müssen sie lesen“. Der Meinung bin ich auch. Das Buch wird in ein Genre eingereiht, dass bei Büchern sehr selten vorkommt: Überleben mit apokalyptischen Szenario. Bei Filmen sieht man das allerdings immer öfter. Wurde vielleicht auch hier im Voraus auf eine Verfilmung spekuliert? Ich würde mir dieses Szenario aber auch bei Büchern öfters wünschen, es wirkt nämlich sehr gut auf den Leser. Vermischt wird es mit Alien, aber nicht herkömmlichen Aliens, sondern mysteriöse Aliens, bei denen man lange nicht weiß, wie sie eigentlich aussehen. Auf jeden Fall nicht sehr klischeehaft. Das wird am Anfang des Buches schon verraten. Sie werden auch sehr liebevoll „die Anderen“ genannt. Dann entdeckt man immer mehr Hinweise über das Aussehen der Besucher, bis man schließlich, zusammen mit den Charakteren im Buch, den berühmten „Aha-Moment“ erlebt und alles sehr grausam aufdeckt… spannend. Stil – Bewusste Wortwiederholungen? Rick Yancey schreibt seinen eigenen Stil, einen unglaublich spannenden Stil. Seine Sätze sind meist extrem kurz oder beschränken sich auf nur ein oder zwei Wörter. Klingt eigenartig und ist sehr schwierig zu schreiben, Rick Yancey schafft es trotzdem. Die kurzen Sätze werden oft geschickt als „Satzverstärker“ eingesetzt und machen die noch so unspektakulären Situationen spannend. Lesenswert ist mein Artikel Buch-Analyse: Die 5. Welle – Was macht das Buch so spannend?. Dort habe ich den Stil noch einmal komplett auseinandergenommen und kläre wieso das Buch durchgehend spannend ist. Das sehr hohe Spannungsniveau hält nämlich bis zum bitteren Ende durch. Die Sprache und Wortwahl ist dabei gut. Es werden hochwertige und passende Begriffe verwendet und die Sprache liegt dabei auf recht hohem Niveau. Die Ausdrücke der Charaktere sind manchmal etwas ruppig, passen aber zur, ziemlich schlechten, Lage, in der sie sich befinden. Wortwiederholungen kommen recht oft vor. Eigentlich Schlampigkeitsfehler, hier gehören sie aber zum Stil und sind meist nicht fehl am Platz. Das erkennt man, da der Autor sie bewusst und absichtlich einsetzt um bestimmte Situationen spannender zu machen. Hier ein Beispiel: „Der Saft ist kalt. Kalt. Er hat seit Ewigkeiten nichts kaltes mehr getrunken.“ Klingt komisch, peppt die Situation aber so auf, dass sie sehr spannend wird, obwohl eigentlich nur ein kleiner Junge seinen Saft trinkt. So bleibt die Anspannung bestehen. Höhere Altersempfehlung Durch solche Wort- und Satzkombinationen ist das Buch natürlich auch nicht gerade leicht zu lesen. Das Schwierigste sind allerdings die Charaktere: Man muss sich zwar nicht so übermäßig viele merken, durch den Stil des Autors ist es aber schwer sie überhaupt zu erkennen! Der Autor baut nämlich absichtlich Verwirrung, zum höheren Spannungsaufbau, ein. Ja, zum höheren Spannungsaufbau. Es wird nämlich aus der „Ich-Perspektive“ erzählt. Nach jedem Kapitel wird die Person gewechselt: Wenn zum Beispiel gerade vorher Cassie über ihre Erholung bei Evan erzählt, kann es im nächsten Kapitel so richtig zur Sache gehen und man weiß nicht warum. Welcher Charakter schwebt gerade in Lebensgefahr? Eventuell mein Lieblingscharakter? Das erfährt man manchmal erst gegen Ende des Kapitels, oder wenn man extrem gut aufpasst und den Charakter schon vorher wiedererkennt. Und wenn man aber nur kurz nicht aufpasst, kann es sein, dass man sich gar nicht mehr auskennt und eventuell sogar Situationen nochmals lesen muss. Aufgrund dessen empfehle ich das Buch erst ab 14 Jahren zu lesen, ansonsten könnte es sein, dass man durch die Verwirrung nicht das geboten bekommt, was das Buch eigentlich drauf hat. Auch vom Gewaltgrad her schätze ich das Buch auf 12-14 Jahre ein, da es teilweise in den Bereich „Psycho-Thriller“ einsteigt. Grundsätzlich ist es aber ein klassischer Thriller. Mit jüngeren Jahren versteht man viele Dinge noch nicht so gut und es würde auch hier den Lesespaß einschränken. Fantastische Charaktere, fantastische Erzählung Im Bereich Erzählung ist es ein Meisterwerk. Immer wieder erkennt man, dass es auf einen Film ausgelegt ist und erinnert an ein Drehbuch: Die wörtliche Rede wird äußerst oft eingesetzt und ich kann mir die Special-Effekt im Film schon gut vorstellen. Vielleicht ja schon absichtlich. Es erinnert auch ein wenig an das Buch Stone Cold. Wer es kennt, wird auch Die 5. Welle mögen. Genau wie in Stone Cold, gibt es hier nämlich verschiedene Personen, die aus der „Ich-Perspektive“ erzählen und am Ende des Buches dramatisch aufeinandertreffen. Im Buch kommen, von Trauer bis Ärger und Enttäuschung, alle wirklich harten Emotionen vor und man lebt und fühlt mit den Figuren mit. Ein Zeichen, das der Autor in Sachen Emotionsvermittlung alles richtig gemacht hat und den Leser richtig zum Schwitzen bringt. Was die Erzählung so spannend macht ist, dass der jeweilige Lieblingscharakter jederzeit sterben kann. Es gibt nämlich mehrere Hauptcharaktere und der Autor hätte kein Problem bei der Weiterführung seiner Geschichte, wenn einer von ihnen wegfallen würde. Es sind mir zwei Stellen im Kopf geblieben, an denen ich mitgezittert habe und teilweise schon gedacht habe, ein Hauptcharakter stirbt. Solche Momente vergisst man nicht und sie werden ins Gehirn eingebrannt. Diese werde ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten, ihr wollt das Buch doch bestimmt auch noch lesen. Das einzige was ich verrate ist, dass das Ende sehr gut für eine Weiterführung geeignet ist. Diese Weiterführung gibt es schließlich auch schon und ich werde sie demnächst lesen. Die Charaktere sind ebenfalls sehr gut gestaltet und wirken keinesfalls aufgesetzt. An manchen Stellen sind sie sympathisch, an anderen wieder nicht. Was sehr gut funktioniert: Man kann fast keinem Charakter von Anfang an trauen. Es stellt sich auch erst sehr spät heraus, wer der eigentliche „Bösewicht“ ist. Manche Figuren, wie zum Beispiel Evan, geben nicht sofort alle Informationen Preis. Klar, die Lage ist angespannt und niemand vertraut irgendwem. Man kann nur Vermutungen aufstellen. Wenn sich dann die wahre Identität eines Charakters herausstellt, ist man entweder überrascht oder geschockt, soviel kann ich jetzt schon versprechen. Ich kann mir auch hier gut vorstellen, dass die einzelnen Charaktere gut durch Schauspieler ersetzt werden können und ein guter Film daraus entstehen kann. Ich finde auch, dass die Schauspieler, den Bildern von den Figuren, die ich mir vorgestellt habe, sehr ähnlich sehen. Das kann normalerweise nur Gutes bedeuten! Eigener „Umfangsstil“? Trotz der äußerst kurzen Sätze, kommt das Buch, mit fast 480 Seiten, auf einen guten Umfang und überschreitet die 400er-Schmerzensgrenze deutlich. Die Handlung selbst ist recht groß und die Erzählte Zeit im Durchschnittsbereich. Die einzelnen Situationen werden sehr detailliert beschrieben und die Zeit vergeht langsam. Zwischen den Situationen liegen aber oft Zeitfenster, in denen nichts geschieht. Auch interessant ist, dass manche Situationen nochmals aus der Sicht einer anderen Person erzählt werden, um zu sehen, wie diese das ganze miterlebt hat. Vor allem gegen Ende, wird diese Art von Stil öfters eingesetzt, da es sehr wichtig ist, die Emotionen, aller Charaktere einzufangen. So können auch einfache Situationen sehr langsam vergehen. Durch den spannenden Stil werden auch die, nicht langweilig. Der Klappentext ist sehr spannend und auch der Grund dafür, (zusammen mit dem ansprechenden Cover) warum ich mir das Buch gekauft habe. Der Charakter Evan stößt eigentlich erst nach dem ersten Drittel des Buches auf, trotzdem wird er auf dem Text auf der Rückseite erwähnt. Es wird allerdings nicht zu viel verraten. Es steht auch, das Cassie „schon bald herausfindet, was die 5. Welle bereithält“, was aber nicht stimmt. Erst gegen Ende erfährt man die Wahrheit darüber, und das auch nur wenn man gut aufpasst. Einen Minuspunkt handelt sich das Buch auch durch vereinzelte Rechtschreibfehler ein. Insgesamt konnte ich 4 entdecken, was aber kein wirklich großes Problem ist und den Lesefluss nur kurz stört. |