21.11.2015
Oldschool - Der Besuch der alten DameGeld regiert die Welt?Nach Small World als erstes Beispiel für das neue Format „Oldschool“, folgt gleich das zweite. Wie ihr gleich merken werdet ist dieses aber in eine völlig andere, wahrscheinlich weniger bekannte, Richtung ausgelegt.
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Autor Friedrich Dürrenmatt
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Der Weg zum Welterfolg
Der Besuch der alten Dame hat schon so einige Jahre auf dem Buckel. Es wurde nämlich schon 1956 fertiggestellt. Ich habe allerdings eine Neufassung in den Händen, die zu Friedrich Dürrenmatts sechzigsten Geburtstag, 1980 erschienen ist. Die Wortwahl wurde damals noch einmal neu überarbeitet und aktualisiert. Unpassende Wörter, die man schlichtweg einfach nicht mehr verstand, wurden ersetzt. Friedrich Dürrenmatt heißt übrigens der, relativ bekannte, Autor zu Der Besuch der alten Dame. Bevor ich fortfahre, möchte ich noch kurz ein paar Details zum Autor verraten: Er wurde 1921 im Emmental in der Schweiz geboren und ist am 14. Dezember 1990 in Neuenburg in der Niederlande verstorben. Friedrich Dürrenmatt besuchte zunächst das Freie Gymnasium Bern, wo er 1941 die Matura ablegte. Er war allerdings kein besonders guter Schüler. 1946 beendete er das Studium, aber ohne seine Doktorarbeit zu schreiben. Kurz darauf entschloss er sich nämlich Schriftsteller zu werden. Die ersten Jahre als freier Schriftsteller waren wirtschaftlich schwierig für Dürrenmatt und seine bald fünfköpfige Familie. Dann besserte sich die finanzielle Situation allmählich, besonders aufgrund von Hörspiel-Aufträgen deutscher Rundfunkanstalten. Weltweiten Ruhm erzielte er 1956 mit seiner Tragikomödie Der Besuch der alten Dame. Nach dem überragenden Erfolg dieses Werks folgte 1960 mit Frank der Fünfte ein Fehlschlag. Diesen bügelte er 1962 mit seinem zweiten Welterfolg Die Physiker aus. Mit Der Meteor, seinem persönlichsten Stück, konnte er 1966 den dritten und letzten Welterfolg als Dramatiker feiern. Für seine dramatischen Werke erhielt er viele Auszeichnungen, schrieb später aber nur mehr Drehbücher. Sein berühmtestes Zitat lautet: „Aber die Stoffe sind die Resultate meines Denkens, die Spiegel, in denen, je nach ihrem Schliff, mein Denken und damit auch mein Leben reflektiert werden.“ |
Zum Stück
So viel zum Autor. Als Der Besuch der alten Dame 1956 erschien, wurde es zuerst aufgeführt und ist erst später in Buchform herausgegeben worden. „Aufgeführt“, richtig gehört. Der Besuch der alten Dame ist nämlich eigentlich ein Theaterstück und wird somit zum Bereich der Dramatik gezählt. Das Buch besteht also, typisch für ein Theaterstück, ausschließlich aus Dialogen zwischen den Charakteren und kurzen Szenenaufbau bzw. Abbau –Abschnitten.
Bei der Szenendarstellung wird im Buch übrigens ein recht amüsantes Element ins Spiel gebracht. Es gibt vier Rollen, die die Namen „Der Erste“, „Der Zweite“ usw. tragen. Diese spielen normal, wie auch die anderen Figuren mit, stellen aber in jeder Szene etwas anderes dar. Bei einem Wald als Hintergrund beispielsweise als Bäume oder Vögel, bei einer Stadtszene können sie aber auch normale Bürger sein. Eine interessante Möglichkeit, dem Leser die Umgebung der Charaktere näher zu bringen. Bei einem Theaterstück sieht man diese natürlich im Hintergrund, bei der Buchform ist das so nicht möglich. Ich finde aber, dass das auf diese Weise sehr nett gelöst wurde.
Die drei Akte des Theaterstücks zählen noch heute zu den meist-aufgeführten Stücken überhaupt und sind immer wieder irgendwo zu sehen. Ein Grund dafür ist sicher das, noch immer aktuelle, Thema der Geschichte. Bevor ich aber näher darauf eingehe, möchte ich euch kurz den Inhalt zu Der Besuch der alten Dame vorstellen.
So viel zum Autor. Als Der Besuch der alten Dame 1956 erschien, wurde es zuerst aufgeführt und ist erst später in Buchform herausgegeben worden. „Aufgeführt“, richtig gehört. Der Besuch der alten Dame ist nämlich eigentlich ein Theaterstück und wird somit zum Bereich der Dramatik gezählt. Das Buch besteht also, typisch für ein Theaterstück, ausschließlich aus Dialogen zwischen den Charakteren und kurzen Szenenaufbau bzw. Abbau –Abschnitten.
Bei der Szenendarstellung wird im Buch übrigens ein recht amüsantes Element ins Spiel gebracht. Es gibt vier Rollen, die die Namen „Der Erste“, „Der Zweite“ usw. tragen. Diese spielen normal, wie auch die anderen Figuren mit, stellen aber in jeder Szene etwas anderes dar. Bei einem Wald als Hintergrund beispielsweise als Bäume oder Vögel, bei einer Stadtszene können sie aber auch normale Bürger sein. Eine interessante Möglichkeit, dem Leser die Umgebung der Charaktere näher zu bringen. Bei einem Theaterstück sieht man diese natürlich im Hintergrund, bei der Buchform ist das so nicht möglich. Ich finde aber, dass das auf diese Weise sehr nett gelöst wurde.
Die drei Akte des Theaterstücks zählen noch heute zu den meist-aufgeführten Stücken überhaupt und sind immer wieder irgendwo zu sehen. Ein Grund dafür ist sicher das, noch immer aktuelle, Thema der Geschichte. Bevor ich aber näher darauf eingehe, möchte ich euch kurz den Inhalt zu Der Besuch der alten Dame vorstellen.
Der Verräter? - Inhalt
In den folgenden Absätzen möchte ich kurz den Inhalt zum Buch zusammenfassen. Der erste Absatz behandelt dabei den ersten Akt, der zweite den zweiten Akt und der dritte, den letzten Akt. Ich verrate zwar nirgends, wie die ganze Geschichte schlussendlich ausgeht, falls ihr das Buch aber noch selbst lesen wollt, solltet ihr nur den ersten Absatz lesen, da ihr sonst einfach zu viel über den sowieso recht kurzen (135 Seiten) Roman erfährt.
Die Stadt Güllen ist finanziell am Boden. Clair Zachanassian, eine bekannte Multimilliardärin, hatte einen Besuch in ihrer Heimatstadt Güllen angekündigt. Die Bewohner erhoffen sich, dass Clair die Stadt wirtschaftlich unterstützt. Doch Clair kommt, zu aller Überraschung, zu früh und so gelingt der gut geplante Empfang nicht. Der Zugschaffner beschwert sich darauf, dass sie während der Fahrt die Notbremse betätigt hatte, den sie kurzerhand mit 4000 Schweizer Franken entschädigt. Das beeindruckt die Bewohner der Stadt und so wächst ihre Hoffnung an. Nach ihrer Besichtigungstour durch die Stadt, ist der Bürgermeister immer zuversichtlicher, dass Ill, ihr ehemaliger Geliebter, viel Geld aus Clair herausholen kann. Doch dann kam alles anders: Clair versprach der Stadt und den Bewohnern insgesamt eine Milliarde, 500 Millionen für die Stadt – 500 für das Volk. Doch Güllen würde das Geld nur dann bekommen, wenn die Forderung von Clair erfüllt wird. Diese kündigt sie beim gemeinsamen Abendessen mit den wichtigsten Leuten der Stadt an. Sie will Gerechtigkeit für ein altes Verbrechen. Bevor Clair in ihrer Jugend Güllen verlassen hatte, klagte sie Ill an, der Vater ihres Kindes zu sein. Dieser hatte aber zwei Zeugen bestochen, um vor Gericht auszusagen, dass sie das Kind mit Clair gezeugt haben. Später kam Clair dahinter und suchte die beiden. Daher fordert sie, dass Ill mit dem Leben für sein Verbrechen bezahlen soll. Der Bürgermeister lehnt das Angebot aber vorerst ab, da Ill eigentlich bald selbst zum Bürgermeister werden soll.
In den folgenden Absätzen möchte ich kurz den Inhalt zum Buch zusammenfassen. Der erste Absatz behandelt dabei den ersten Akt, der zweite den zweiten Akt und der dritte, den letzten Akt. Ich verrate zwar nirgends, wie die ganze Geschichte schlussendlich ausgeht, falls ihr das Buch aber noch selbst lesen wollt, solltet ihr nur den ersten Absatz lesen, da ihr sonst einfach zu viel über den sowieso recht kurzen (135 Seiten) Roman erfährt.
Die Stadt Güllen ist finanziell am Boden. Clair Zachanassian, eine bekannte Multimilliardärin, hatte einen Besuch in ihrer Heimatstadt Güllen angekündigt. Die Bewohner erhoffen sich, dass Clair die Stadt wirtschaftlich unterstützt. Doch Clair kommt, zu aller Überraschung, zu früh und so gelingt der gut geplante Empfang nicht. Der Zugschaffner beschwert sich darauf, dass sie während der Fahrt die Notbremse betätigt hatte, den sie kurzerhand mit 4000 Schweizer Franken entschädigt. Das beeindruckt die Bewohner der Stadt und so wächst ihre Hoffnung an. Nach ihrer Besichtigungstour durch die Stadt, ist der Bürgermeister immer zuversichtlicher, dass Ill, ihr ehemaliger Geliebter, viel Geld aus Clair herausholen kann. Doch dann kam alles anders: Clair versprach der Stadt und den Bewohnern insgesamt eine Milliarde, 500 Millionen für die Stadt – 500 für das Volk. Doch Güllen würde das Geld nur dann bekommen, wenn die Forderung von Clair erfüllt wird. Diese kündigt sie beim gemeinsamen Abendessen mit den wichtigsten Leuten der Stadt an. Sie will Gerechtigkeit für ein altes Verbrechen. Bevor Clair in ihrer Jugend Güllen verlassen hatte, klagte sie Ill an, der Vater ihres Kindes zu sein. Dieser hatte aber zwei Zeugen bestochen, um vor Gericht auszusagen, dass sie das Kind mit Clair gezeugt haben. Später kam Clair dahinter und suchte die beiden. Daher fordert sie, dass Ill mit dem Leben für sein Verbrechen bezahlen soll. Der Bürgermeister lehnt das Angebot aber vorerst ab, da Ill eigentlich bald selbst zum Bürgermeister werden soll.
In den nächsten Tagen laufen die Bewohner der Stadt mit neuen und teuren Sachen herum. Außerdem lassen sie öfter bei Ill, der einen kleinen Laden besitzt, anschreiben und sind bewaffnet. Daraufhin sucht Ill beim Bürgermeister um Hilfe. Dieser lehnt aber ab und sagt ihm, er könne nicht mehr selbst Bürgermeister werden, da er in seiner Vergangenheit einige Straftaten vollbracht hat. Danach geht Ill auch noch zum Polizisten und zum Pfarrer, die aber beide nicht helfen können. Am Ende des zweiten Aktes vermutet Ill noch, dass der Wohlstand in der Stadt so schnell ansteigt, weil sich alle sicher sind, dass er getötet wird.
Im dritten Akt berufen die Güllener schließlich eine Versammlung ein, um über Ills Schicksal zu entscheiden. Dabei ist sogar die Presse anwesend. Wie diese Entscheidung ausfällt, müsst ihr selbst herausfinden.
Im dritten Akt berufen die Güllener schließlich eine Versammlung ein, um über Ills Schicksal zu entscheiden. Dabei ist sogar die Presse anwesend. Wie diese Entscheidung ausfällt, müsst ihr selbst herausfinden.
Themen zum Nachdenken
Das Ende habe ich zwar nicht verraten, aber trotzdem möchte ich kurz etwas nicht inhaltliches dazu sagen: Gegen die hohe Qualität des gesamten Buches, ist das Ende nicht wirklich beeindruckend und auch vorherzusehen. Außerdem wirkt es ziemlich aufgesetzt. Das liegt aber auf keinem Fall daran, dass der Autor das Ende langweilig verfasst hat. Vielmehr ist die aktuelle Literatur schuld, von der wir Geschichten gewohnt sind, die vor allem gegen Ende hin so richtig anziehen und spannend werden.
Allgemein ist das Buch aber sprachlich einigermaßen gut zu verstehen. Das liegt wahrscheinlich auch an der gut verfassten Neufassung des Stücks. Am Anfang benötigt man dann aber doch ein wenig Eingewöhnungszeit, vor allem wenn man, so wie ich, mit Theaterstücken ansonsten nicht so viel am Hut hat. Wenn man sich aber in das System eingefuchst hat und verstanden hat, wer „Der Erste“ oder „Der Vierte“ sind, geht das Lesen ganz gut. Wenn man aber alle Wörter einzeln genau verstehen will, muss man schon deutlich bewanderter sein. Das muss man aber keinesfalls, um den Inhalt der Geschichte zu verstehen.
Thematisch ist Der Besuch der alten Dame auch sehr interessant. Das liegt natürlich daran, dass das Stück, noch immer, aktuelle Themen wie zum Beispiel Geld oder Käuflichkeit. Wie gesagt, vor allem gegen Ende hin, wird es immer interessanter, wie die Einwohner Güllens auf die Forderung der alten Dame reagieren. Auf jeden Fall kann man sich da so einige Gedanken machen und durchaus ähnliche Vergleiche ziehen…
Das Ende habe ich zwar nicht verraten, aber trotzdem möchte ich kurz etwas nicht inhaltliches dazu sagen: Gegen die hohe Qualität des gesamten Buches, ist das Ende nicht wirklich beeindruckend und auch vorherzusehen. Außerdem wirkt es ziemlich aufgesetzt. Das liegt aber auf keinem Fall daran, dass der Autor das Ende langweilig verfasst hat. Vielmehr ist die aktuelle Literatur schuld, von der wir Geschichten gewohnt sind, die vor allem gegen Ende hin so richtig anziehen und spannend werden.
Allgemein ist das Buch aber sprachlich einigermaßen gut zu verstehen. Das liegt wahrscheinlich auch an der gut verfassten Neufassung des Stücks. Am Anfang benötigt man dann aber doch ein wenig Eingewöhnungszeit, vor allem wenn man, so wie ich, mit Theaterstücken ansonsten nicht so viel am Hut hat. Wenn man sich aber in das System eingefuchst hat und verstanden hat, wer „Der Erste“ oder „Der Vierte“ sind, geht das Lesen ganz gut. Wenn man aber alle Wörter einzeln genau verstehen will, muss man schon deutlich bewanderter sein. Das muss man aber keinesfalls, um den Inhalt der Geschichte zu verstehen.
Thematisch ist Der Besuch der alten Dame auch sehr interessant. Das liegt natürlich daran, dass das Stück, noch immer, aktuelle Themen wie zum Beispiel Geld oder Käuflichkeit. Wie gesagt, vor allem gegen Ende hin, wird es immer interessanter, wie die Einwohner Güllens auf die Forderung der alten Dame reagieren. Auf jeden Fall kann man sich da so einige Gedanken machen und durchaus ähnliche Vergleiche ziehen…