Vergleich - Layers vs. Unsterblich
Technikcheck
Letzte Woche erschien meine Rezension zu Layers, nun folgt, wie angekündigt, ein Vergleich des Buches mit Unsterblich. Die beiden behandeln sehr ähnliche Themen, daher möchte ich in diesem Artikel versuchen herauszufiltern, welches Buch in welchen Bereich seine Vorteile hat.
Layers
Layers ist ein Buch der österreichischen Autorin Ursula Poznanski. Es ist nach Erebos und Saeculum ihr dritter Thriller, der unter dem Loewe-Verlag erschienen ist. Die Österreicherin veröffentlichte das Buch 2015, 2016 erschien mit Elanus ihr neuestes Werk bei diesem Verlag. Außerdem schreibt sie noch für Wunderlich bzw. Rowohlt, unter welchem ihre Krimi-Reihe „Kaspary & Wenninger“ und Kooperationen mit dem Autor Arno Strobel zu finden sind. Layers ist eindeutig in das Genre „Thriller“ einzuordnen. Es kann sowohl in den Bereich Zukunftsthriller, als auch Gegenwartsthriller gestellt werden, da es zwar futuristische Elemente besitzt, die aber gar nicht so weit von der aktuellen technologischen Entwicklung entfernt sind, wie man vielleicht auf den ersten Blick denken mag. Hier gibt es erstmal die Buchbeschreibung:
„Seit Dorian von zu Hause abgehauen ist, schlägt er sich auf der Straße durch – und das eigentlich recht gut. Als er jedoch eines Morgens neben einem toten Obdachlosen aufwacht, der offensichtlich ermordet wurde, gerät Dorian in Panik, weil er sich an nichts erinnert: Hat er selbst etwas mit der Tat zu tun? In dieser Situation bietet ihm ein Fremder unverhofft Hilfe an und Dorian ergreift die Gelegenheit beim Schopf – denn das ist seine Chance, sich vor der Polizei zu verstecken. Der Unbekannte engagiert sich für Jugendliche in Not und bringt Dorian in eine Villa, wo er neue Kleidung, Essen und sogar Schulunterricht erhält. Doch umsonst ist nichts im Leben, das erfährt Dorian recht schnell. Die Gegenleistung, die von ihm erwartet wird, besteht im Verteilen geheimnisvoller Werbegeschenke – sehr aufwendig versiegelt. Und als Dorian ein solches Geschenk nach einem unerwarteten Zwischenfall behält, wird er von diesem Zeitpunkt an gnadenlos gejagt." |
Unsterblich
Unsterblich ist der Debütroman des deutschen Autors Jens Lubbadeh. Es erschien 2016 unter dem Heyne-Verlag, 2017 soll nun mit Neanderthal im November sein zweites Werk veröffentlicht werden. Im Gegensatz zu Layers, kann der Roman von Lubbadeh eindeutig in die Zukunft eingeordnet werden, zumal die Technik schon viel weiter fortgeschritten ist und auch das Jahr 2044 als Handlungszeitraum dient. Unsterblich wird zwar als Thriller bezeichnet, meiner Meinung nach ist es aber vielmehr eine Detektivgeschichte mit philosophischem Anstrich. Es gibt einen Fall zu lösen, zu dem nach und nach Hinweise aufgedeckt werden. Außerdem agieren die zwei Hauptfiguren als Ermittler, die die mysteriösen Geheimnisse lösen wollen. Nun aber zur Buchbeschreibung:
„Der Traum der Menschheit vom ewigen Leben ist Wirklichkeit geworden: Dank Virtual-Reality-Implantaten können die Menschen als perfekte Kopien für immer weiterleben. Auch Marlene Dietrich ist als Star wiederauferstanden und wird weltweit gefeiert – bis sie eines Tages spurlos verschwindet. Eigentlich unmöglich! Für den Versicherungsagenten Benjamin Kari wird aus der Suche nach ihrem digitalen Klon ein mörderisches Katz-und-Maus-Spiel“ |
Das Thema
Wie euch bestimmt schon aufgefallen ist, sind die Themen, die die beiden Romane behandeln, sehr ähnlich und überschneiden sich deutlich. Sowohl in Layers, als auch in Unsterblich geht es um die Erweiterung der Realität durch virtuelle Elemente. Dabei werden die beiden Techniken Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) angesprochen. Was diese genau bedeuten, habe ich in den Rezensionen zu den beiden Büchern und im Leseblog mehrmals aufgearbeitet. Wenn ihr euch dafür interessiert, könnt ihr dies gerne dort nachlesen.
Layers versucht dabei, die neue Technik in Form einer Brille darzustellen. Diese Neuerfindung wird aber von der restlichen Welt noch verheimlicht und ist nur für bestimmte Personen benutzbar. Dadurch kommt ein sehr mysteriöses Gefühl auf, da die Möglichkeiten der Brille erst im Laufe der Geschichte entdeckt werden. Dabei spielt auch der Missbrauch einer so modernen Technik eine Rolle. Überwachung, diskrete Informationsvermittlung und Wahrnehmungsstörungen werden dabei als eventuelle Missbrauchsmöglichkeiten genannt und spielen in der Story auch eine zentrale Rolle. Allerdings habe ich schon in der Rezension kritisiert, dass das Potential der Themen viel zu wenig genutzt wird. Es gibt immer wieder nur vereinzelte Andeutungen, aber wirklich zum ernsthaften Nachdenken wird man nur selten bis nie angeregt.
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Unsterblich konnte dabei auf dieser Ebene deutlich mehr erreichen. Es zeichnet eine deutliche Zukunftsvision, die etliche Vorteile für die Menschen mit sich bringt. Die Technik ist dabei schon um einiges weiter fortgeschritten als noch in Layers. Die Leute benötigen zur Darstellung von virtuellen Elementen keine Brillen mehr, sondern haben direkt einen Chip ins Gehirn implantiert bekommen. Dadurch wirkt die Vision von Unsterblich zwar um einiges irrealer, als die von Layers, das Buch nimmt sich aber viel mehr Zeit, um eine glaubhafte Version dieser fortgeschrittenen Welt zu erzeugen. Durch etliche innere Monologe des Hauptcharakters werden vor allem philosophische Fragen aufgegriffen, die die moderne Technik im Buch in Frage stellen. Diese Abschnitte regen oft zum Nachdenken an und arbeiten auf einem sehr anspruchsvollen Niveau. Dadurch werden alle Leser, die sich Gedanken zum Thema durch den Kopf gehen lassen und vielleicht auch ein bisschen darüber philosophieren wollen, mit Unsterblich zufriedener sein, als mit Layers.
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Die Story
Die Story kann bei keinen der beiden besprochenen Büchern als Meisterwerk bezeichnet werden. Allerdings erwarten die meisten Leser zumindest eine Geschichte, die sie unterhält oder die Spannung hochhält. Vor allem die gerade erwähnten philosophischen Abschnitte spielen in diesem Bereich eine große Rolle.
Die Story von Layers ist zwar ebenfalls keine Offenbarung, schafft aber immerhin ein gutes Grundniveau zu erreichen und durchgehend Spannung zu erzeugen. Auch wenn die Autorin im Mittelteil sehr auf repetitive Elemente zum Spannungsaufbau setzt, wollte ich bis zum Ende wissen, wie die Geschichte nun aufgelöst wird. Layers verzichtet auf lange philosophische Abschnitte und nimmt sich dafür mehr Zeit für die eigentliche Story. Das hilft bei Charakterentwicklung und Erzählung natürlich immens. Die Einführung und das Ende konnten mich dabei am meisten überzeugen, zumal es da auch den ein oder anderen Überraschungsmoment gibt. Wirklich komplex wird die Story nie, auch aufgrund des recht einfach gehaltenen Schreibstiles kann man der Geschichte sehr gut folgen.
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Die philosophischen Abschnitte werden gleichzeitig zum Problem für Unsterblich. Der Autor übertreibt es nämlich gerne einmal mit der Länge dieser Monologe und nimmt so deutlich Tempo aus der eigentlichen Story. Die kommt auf diese Weise nur schleppend voran und wirkt sehr isoliert von den sonst sehr spannenden Gedankengängen. Es bleibt wenig Platz für wirkliche Höhepunkte, die einem in Erinnerung bleiben. Die vielen bekannten Persönlichkeiten sind zwar auch eine nette Idee, bekommen aber viel zu wenig Zeit zugesprochen, um sich in der Story etablieren zu können. So ist die Geschichte auf ein paar wenige Hauptcharaktere angewiesen, die aber sehr kategorisch in „Gut“ und „Böse“ eingeteilt werden. Auch das sehr actionreiche Finale konnte mich nicht überzeugen und wirkte wie ein versuchter Ausgleich für die ansonsten nur sehr langsam voranschreitende Story.
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Fazit: Welches Buch ist für wen geeignet?
Layers richtet sich an die Leser, die lieber eine einfach gehaltene, aber dafür auch durchgehend spannende Geschichte erleben wollen. Ein paar künstliche Spannungselemente muss man dabei zwar in Kauf nehmen, im Großen und Ganzen bekommt man aber eine solide Story geliefert. Verzichten muss man dafür auf groß angelegten Bezug zur realen gesellschaftlichen Welt oder Abschnitte, die einen auch wirklich zum Nachdenken anregen. Layers deutet vieles nur an, traut sich aber schlussendlich nicht, es auch auszusprechen. Spaß mit der Story hat man aber allemal.
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Unsterblich wirkt von Anfang an komplexer als Layers und geht viel mehr auf die Kritikpunkte von virtuell erweiterter Realität ein. Das gelingt durch sehr lange philosophisch angehauchte Abschnitte, die das Thema von verschiedenen Perspektiven beleuchten. Die Story gelangt dabei ins Hintertreffen und schafft es nie, so viel Spannung zu erzeugen, wie die von Layers. Unsterblich ist also eher für die Leser gedacht, die sich mit einer einfachen Geschichte nicht zufrieden geben wollen, sondern auch die Intention haben, etwas über die Hintergründe der Geschehnisse nachzudenken. Diese Gedankenanstöße liefert dieses Buch auf jeden Fall, nur eben auf Kosten der Spannung.
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