Die englische und deutsche Version nebeneinander
Autor: Rick Yancey
Der Vorgänger: Die 5. Welle
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Rezension - Das unendliche MeerDer "zu perfekte Stil"Ich habe das Buch fertig gelesen und die Rezension dazu verfasst. Im dazugehörigen Leseblog, habe ich immer wieder über das Problem „Stilveränderung“ gesprochen. Hat Rick Yancey seinen Stil jetzt verändert oder nicht? Aber die noch viel wichtigere Frage: Kann Das unendliche Meer das hohe Niveau des Vorgängers Die 5. Welle halten?
Das unendliche Meer ist der offizielle Nachfolger zu Die 5. Welle und wurde wieder von dem Mann mit dem markanten Stil, Rick Yancey, verfasst. Die Originalausgabe erschien 2014 in den USA unter dem Titel „The infinite Sea“. Die deutsche Übersetzung wurde 2015 herausgegeben und von Thomas Bauer verfasst. Diese spielt später noch eine wichtige Rolle. Das Genre bleibt logischerweise gleich. Der ungewöhnliche Mix aus Überlebens-Thriller mit Alien-Thema macht das ganze schon im Vorhinein spannend. Vor allem weil die „Aliens“ nicht so dargestellt werden, wie man sie sich eigentlich vorstellen würde… Stil – Zu verwirrend? Der große Erfolg von Die 5. Welle hängt vor allem von Rick Yanceys Stil ab. Aus tausend, würde man seinen erkennen. (Buch-Analyse: Die 5. Welle) Schon im ersten Teil war er sehr komplex und schwer zu lesen. Aber gerade das machte das Buch so spannend. Im zweiten Teil, Das unendliche Meer, erhöht der Autor diese Komplexität noch einmal um ein Stück. Dadurch erhöht sich auch der Schwierigkeitsgrad deutlich. Das Problem ist, dass man an manchen Stellen aufgrund dessen zwei Mal lesen muss, um zu verstehen, um was es genau geht. Das ist natürlich alles andere als optimal. Das ist aber noch das kleinste Problem. Manche Situationen sind wirklich sehr genau beschrieben, wie schon in Die 5. Welle. Dadurch werden manchmal auch harmlose Aktionen der Charaktere zu spannenden Handlungen. Der Autor setzt diese Stilart aber nicht immer ein und es scheint als würde er sich damit selbst verwirren. In manchen Situationen werden wichtige Elemente vergessen, die den Leser dann später verwirren. Außerdem wurden in einem Kapitel alle Anführungszeichen vergessen. Ich vermute allerdings, dass das zum Stil gehört. Das kann man aber nicht eindeutig aus jener Situation schließen. So könnte es auch ein Schlampigkeitsfehler sein, der bei der Übersetzung oder beim Korrekturlesen entstanden ist. Trotz diesen vielen verwirrenden Unsicherheiten, ist der Stil aber noch immer einzigartig. Nur Rick Yancey könnte ein Buch auf diese Weise sinnvoll füllen. Übersetzungsprobleme Neben dem Stil ist die Wortwahl ein sehr wichtiges Element in Das unendliche Meer. Dabei setzt Rick Yancey, wie schon in Teil 1, auf sehr hochwertige und komplizierte Ausdrücke. Verändert hat er aber auch hier etwas: Erstens hat er noch bessere, aber auch seltenere Wörter für seine Sätze verwendet, was den Schwierigkeitsgrad nochmal um ein schönes Stück steigert. Zweitens lässt er die Wortwiederholungen weg und verwendet viele verschiedene Ausdrücke. In Die 5. Welle waren es noch die Wortwiederholungen, die Teil seines Stils waren. Interessant ist übrigens auch die Wahl des Titels „Das unendliche Meer“. Allein das ist schon ein Rätsel. Immer wieder wird der Ausdruck im Buch von den Charakteren verwendet und wenn man aufpasst, weiß man am Ende des Buches auch ungefähr was damit gemeint ist. Der Autor verwendet viele solche Rätsel, die das Buch noch spannender zu lesen und vor allem fesselnder gestalten. Die größten Probleme beim Lesen des Buches hat man wohl mit der deutschen Übersetzung. Rick Yancey stammt aus den USA. Das bedeutet, er schreibt seine Bücher auf Englisch. Die meisten Wortspiele und Redewendungen funktionieren recht gut, auch auf Deutsch. Bei manchen gibt es aber große Probleme. Im Zusatzartikel „Lieber auf Englisch lesen?“ behandele ich das Thema genau und erläutere die, teils schwerwiegenden, Probleme anhand von Beispielen aus dem Buch. Deutlich angehoben Wie schon erwähnt, hebt Rick Yancey den, ohnehin schon hohen, Schwierigkeitsgrad noch einmal deutlich an. Das macht er vor allem durch seine Wortwahl und den verwirrenden Stil. Man muss schon sehr gut aufpassen um nichts Wichtiges zu verpassen. Es ist auf alle Fälle kein Buch, das man zwischendurch im Zug lesen kann. Ich erhöhe aufgrund dessen den Schwierigkeitsgrad von „Hoch“ (Die 5. Welle) auf „Sehr hoch“. Viele Satzkonstruktionen sind wirklich kompliziert und grammatikalische Meisterleistungen. Der Gewaltgrad verändert sich hingegen nicht, im Vergleich zum Vorgänger. Aufgrund des hohen Schwierigkeitsgrades empfehle ich das Buch für alle die mindestens 14 Jahre alt sind. Gut, aber ohne Höhepunkte Der Autor schreibt wieder wie im ersten Teil: Nämlich aus verschiedenen Perspektiven. Diese Sichtweisen machen das Buch durchaus spannender, da manchmal erst am Ende des Kapitels erwähnt wird, wer gerade erzählt. So stellt man Vermutungen auf und alles wirkt wieder wie ein Rätsel. Die Sichtweisen werden aber nicht so oft gewechselt, wie noch in Teil 1, was aber nichts Schlechtes bedeutet. Die Charaktere finden immer wieder zueinander und werden wieder getrennt. Also hat Rick Yancey auch hier einiges verändert. Das hat mich vor allem im Leseblog ein bisschen durcheinander gebracht, da ich abwechselnd von einer Stilveränderung bzw. keiner Stilveränderung berichtet habe. Die Charaktere sind gut inszeniert und haben alle ihre eigenen Eigenschaften. Sie sind eine der großen Stärken von Das unendliche Meer, zudem es viele bekannte Charaktere aber auch ein paar neue gibt. Jeder von ihnen würde in den verschiedenen Situationen anders handeln. So kann man sich alle gut merken und wenn man gut aufpasst, könnte man sie allein an ihrem Stil erkennen. Manche würden es auf die aggressive „Hau-Drauf-Variante“ lösen, die anderen auf die „Ich überlege zuerst und haue dann drauf –Variante“. Jeder hat eben seinen eigenen Stil seine Probleme zu lösen. Die Erzählung verläuft ohne Schwächen und, wie gewohnt, von hoher Qualität. Es gibt auch viele prägende Ereignisse, über die man eine Zeit lang nachdenkt, aber wenn mich jemand über den Höhepunkt des Buches fragen würde, wüsste ich keine Antwort. Ich habe mir einige Situationen gut gemerkt und es gibt auch ruhigere und actionreichere Stellen, aber eben keinen eindeutigen Höhepunkt. Das macht die Erzählung nicht wirklich schlechter, ist aber trotzdem ein kleiner und erwähnenswerter Fehler. Zu kurz? Der Umfang war ein interessantes Thema in meinem ersten Leseblog-Eintrag zum Buch. Auf den ersten Blick wirkt das Buch sehr kurz und ist mit 350 Seiten auch um 100 Seiten kürzer als der Vorgänger. Aber schafft es Rick Yancey trotzdem den Inhalt gut ins Buch zu bringen oder sind ihm die Ideen ausgegangen? Es gibt eine Stelle, eher am Ende des Buches, wo ein Charakter einen Sturz aus einem Helikopter in einen See überlebt. Dabei dachte ich kurz, es wären ihm wirklich die Ideen ausgegangen. Danach ging es erzähltechnisch aber wieder einwandfrei weiter. Rick Yancey schafft es also, meiner Meinung nach, wirklich alles in dem unterdurchschnittlichen Umfang sinnvoll unterzubringen, ohne dass es hineingedrückt wirkt. Man merkt beim Lesen eigentlich gar nicht, dass das Buch doch deutlich kürzer ist als der Vorgänger. Erst wenn man die beiden Bücher nebeneinander stellt, wirkt Das unendliche Meer, wie eine abgespeckte Variante von Die 5. Welle. Inhaltlich ist es das aber keineswegs. Die Schlampigkeitsfehler Der rot markierte Abschnitt enthält wichtige Informationen zum Inhalt des Buches. Wenn ihr es noch lesen wollt, solltet ihr den Abschnitt überspringen. Ihr könnt danach aber beruhigt weiterlesen. Wie schon im oberen Absatz kurz angedeutet, gibt es kleine Realismusfehler. Klar ist es ein teilweise fiktives Buch. Ein Alienangriff ist ebenfalls sehr unwahrscheinlich. Trotzdem behält es aber immer den Bezug zur Realität. Außer eben in folgender Szene: Der Charakter „Ringer“ stürzt sich aus 1.5 km Höhe, aus einem Hubschrauber, in einen See. Dieser ist auch noch zugefroren. Physikalisch und biologisch unmöglich zu überleben denkt man sich. Ringer schafft es aber, dank ihrer „Alien-Technologie“. Das wäre so vielleicht nachvollziehbar, trotzdem hat Rick Yancey nie solche Situationen verwendet und übertreibt hier ein wenig. Es scheint also teilweise so als würde der Autor sich selbst verwirren. Wenn ihr mehrere dieser Fehler genau beschrieben und mit Beispielen unterlegt sehen wollt, solltet ihr meine Buch Analyse zu Das unendliche Meer lesen. Die Serie braucht einen würdigen Abschluss Schlecht ist Das unendliche Meer keineswegs, im Gegenteil: Rick Yancey beweist seine Erzählkünste wieder einmal und zeigt seine großen Stärken dieses Mal in den sehr gut ausgearbeiteten Charakteren. Trotzdem übertreibt er es in manchen Bereichen ein wenig. Vor allem beim Stil und beim Schwierigkeitsgrad verschätzt er sich ein wenig und es scheint als würde er sich selbst und den Leser verwirren. Die Folge daraus sind viele kleine Schlampigkeitsfehler. Die englische Version des Buches hätte übrigens eine noch bessere Wertung verdient. Die Übersetzung ins Deutsche ist teilweise kompliziert und nimmt dem Buch ein Stückchen Atmosphäre. Für den dritten, und abschließenden, Teil der Serie kann man dem Autor nur raten, Stil und Schwierigkeitsgrad ein wenig herunterzuschrauben und die detaillierten Charaktere beizubehalten. Außerdem muss endlich was passieren! Damit meine ich die fehlenden Höhepunkte von Teil 2. Ich wünsche mir einen würdigen Abschluss. Einen Abschluss, den die Serie und der Autor sich verdient haben. Sobald es Ankündigungen zu Teil 3 gibt, werde ich sie übrigens schnellstens auf buecherbaum.com erwähnen. |